Speiseplan
Das richtige Futter für Landschildkröten brauchte eigentlich kein Problem zu sein. Nur muss man sich zuvor ein für allemal von dem Glauben verabschieden, ein Salatblatt pro Tier und Tag sei genug.
Es stimmt zwar: Salat in jeder Form ist ausserordentlich beliebt bei Schildkröten, und er enthält auch viele Vitamine. Aber nicht alle Vitamine, kaum Mineralien und schon gar kein Eiweiss. Und aus Mineralien und Eiweiss besteht der "schwerwiegendste" Teil der Tiere - nämlich der Panzer. Das Futter, ausgenommen weiche Blätter, muss entsprechend der Maulgrösse mundgerecht zerkleinert, geschnitten beziehungsweise geraspelt werden! Der Speiseplan sollte abwechslungsreich sein.
Kräuter und Gemüse
Löwenzahn mit und ohne Blüten und Klee sind die Hauptnahrung in unseren Breiten. Spitz- und Breitwegerich, Hirtentäschel, Ackerwicke und Vogelmiere muss aus einem (giftfreien) Garten oder von Wiesen, weitab von Autostrassen geholt werden. Als Gemüse wird empfohlen: Chinakohl, Weißkohl, Rosenkohlblätter, Grünkohl, Markstammkohl, Spinat, Kopfsalat, Römersalat,  Endiviensalat, Feldsalat, Chicorée, Kohlrabiblätter, Blumenkohlblätter, Schwarzwurzelblätter, Mangold, geriebene Möhren, Erbsenkraut und Bohnenblätter. Aber nicht alles zugleich füttern. Selbstgemachter Keimweizen ist ein ausgezeichneter Vitaminlieferant. Abgelehnt werden alle Zwiebel- und Rettichgewächse.
Früchte und Obst
Tomaten, Gurken, junge Zucchini, Melonen, Kürbis, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche, Kirschen, Pflaumen, Trauben, Erdbeeren, Himbeeren und Johannisbeeren werden gerne gefressen. Dieses Futter muss reif beziehungsweise überreif sein. Faule und schimmelige Stellen vorher abschneiden. Überhaupt müssen Früchte und Obst meist zerschnitten werden. Sonst rutschen die glatten Hornkiefer an der Schale ab, und die Tiere verlieren bald die Lust am vergeblichen Bemühen. Nur ein- bis zweimal die Woche füttern, da die Hauptnahrung Kräuter sind.
Eiweiß
Ebenfalls ein- bis zweimal die Woche sollten die Tiere auch einen Teil tierische Kost: Eier (nur Eiweiß), Rinderherz, Rinderfilet, gefrostetes Fischfilet (aufgetaut), Magerquark, Regenwürmer, Gartenschnecken (zerquetscht) und anderes Kleingetier bekommen.
Kalk
Für den Panzeraufbau benötigt jede Schildkröte mehrmals in der Woche Kalk. Dieser kann in verschiedenen Formen – zerstoßene Eierschalen (am besten geeignet), Kalkpulver, Schneckenschalen und Sepiaschalen angeboten werden. Am Besten man vermischt es mit dem Futter oder streut es darüber. Ein Kalkstein (zum Beispiel vom Rügener Kreidefelsen) im Terrarium wird von Schildkröten gerne angenagt.
Kohlenhydrate und Vitaminpräparate
Wurde morgens Grünfutter gereicht, kann mittags ein- bis zweimal die Woche gekochter Reis oder gekochte Nudeln gefüttert werden. Empfehlungswert ist auch in Wasser eingeweichtes Pelletfutter für Schildkröten und Leguane - raffy Mineral - der Firma Sera worin wichtige Vitamine enthalten sind. In Wasser eingeweichtes Katzen-Trockenfutter (Brekkies) wird gerne gefressen, führt aber zur einseitigen Ernährung und zum Tod in ein paar Jahren. 
Lebenswichtige Vitamine, Aminosäuren und Spurenelemente sind im Mineralfuttermittel KORVIMIN  ZVT+REPTIL zusammengestellt, das Produkt führen einige Apotheken, ist aber nur begrenzt haltbar.

Haltung

Wer Landschildkröten in eine Obstkiste unter den Küchentisch verbannt, wird wenig Freude an ihnen haben. Schlimmer noch, er muss sich den Vorwurf der Tierquälerei gefallen lassen. Denn Landschildkröten sind weder träge noch anspruchslos. Sie haben ein Recht, in der Gefangenschaft einen einigermassen artgemässen Lebensraum zu bekommen.

Es sind Landschildkröten, für die eine überwiegende Freilandhaltung empfohlen wird; die Zimmerhaltung erfolgt bevorzugt zur Überwinterung oder bei ungünstiger Witterung; die Freilandanlage muss über eine Einfriedung , Sonnenplätze, ein Schutzhaus und schattenspendende Gewächse verfügen. Folgende Voraussetzungen sind erforderlich:

Wärme 

Wechselwarme Tiere sind von der Außentemperatur abhängig. Ohne Wärme keine Aktivität, keine Futteraufnahme, keine Verdauung und keine Kotabgabe. Je nach Art liegt die richtige "Betriebstemperatur" bei 18 bis 27 Grad. Die Wärme kann durch die natürliche Sonneneinstrahlung oder durch  einen elektrischen Reflektor-Strahler 40 bis 60 Watt an die Tiere abgegeben werden. Auch Wärmematten als Fussbodenheizung  in der Übergangszeit sind geeignet.

Schatten

Allzuviel Wärme ist auch für Landschildkröten ungesund. Denn sie können nicht schwitzen und damit überschüssige Hitze nicht abgeben. Nur Schatten oder das Vergraben im Erdreich - rettet sie vor dem Hitzeschlag.

Licht

Mit Ausnahme der dämmerungsaktiven Arten fressen Landschildkröten nur bei Licht. Mindestdauer der Helligkeit: Acht Stunden täglich.

Ultraviolette Strahlung 

Sie ist zumindest zeitweise unbedingt notwendig, damit Panzer und Knochen hart werden und bleiben. Draussen im Garten genügt das natürliche Sonnenlicht. Doch bei Daueraufenthalt im Haus muss man mit einem UV-Strahler (Zweimal wöchentlich, fünf Minuten lang) oder Leuchtmittel mit UV-Anteil nachhelfen. Als Dauerlicht gut bewährt hat sich “Repti Glo 5.0 UVB”, 13Wder Firma EXOTERRA.

Wasser und Trockenheit 

Die meisten Arten kommen aus trockenen Landstrichen der Erde. Sie sind darauf spezialisiert, mit wenig Wasser auszukommen. Trotzdem trinken Europäische Landschildkröten gerne Wasser. Ein flache Schale mit Wasser sollte vorhanden sein. Gegen Dauernässe sind sie empfindlich. Ein Bad in lauwarmem Wasser und nachher schnell in der Sonne oder mit dem Handtuch abtrocknen ist einmal pro Woche empfehlenswert.

Platz 

Landschildkröten marschieren gerne und viel. Nur in engen Käfigen werden sie stumpfsinnig. Mindestraum für Babyschildkröten bis 6 cm ein Viertel Quadratmeter, für ein ausgewachsenes Tier zwei Quadratmeter, für mehrere Tiere über zehn Quadratmeter. Aber richtig wohl fühlen sie sich erst auf dem doppelten Raum.

Schlafplatz 

Landschildkröten schlafen nicht gerne auf dem "Präsentierteller". Dunkelheit bedeutet für sie Schutz. Und den wollen sie auch in Gefangenschaft haben. Am liebsten suchen sie einen Ort auf, wo sie sich leicht vergraben können; zum Beispiel ausgehöhlte Kokosnuss, Baumwurzel, kleines Holzhäuschen oder höhlenartiges Gebilde. Buchenblätter, Heu oder Stroh können darin sein.. Dieser Platz soll trocken und frei von Zugluft sein.

Richtiger Boden 

In freier Natur klettern Landschildkröten unverdrossen über Stock und Stein, meist ohne Schaden zu nehmen. Aber in der Gefangenschaft führen unnatürliche oder einseitige Böden leicht zu schlimmen Schäden: Auf kaltem Beton erkälten sie sich. Auf rauhem, hartem Untergrund nutzen sie die Krallen bis aufs Fleisch ab und scheuern den Bauchpanzer auf. Auf glattem Plastik, Linoleum oder ähnlichem rutschen die Beine immer wieder zur Seite, was zu völlig deformierter Beinhaltung führt. Ausserdem können sich Schildkröten auf glatten Böden nicht mehr selbst umdrehen, falls sie auf den Rücken fallen. Torf, Sägemehl und feiner Sand sind schädlich, weil der feine Staub in Augen und Nase eindringt und auch das Futter viel zu sehr verschmutzt. Am Besten sind Wiesenboden, mittelgrober, runder Kies und ungehobeltes Holz.

Schutz vor unbekannten Gefahren

  Niemand kann erwarten, dass Schildkröten "wissen", welche Gefahren ihnen in fremder Umgebung drohen. Wenn sie zum Beispiel im Garten weglaufen, werden sie wahrscheinlich im Winter erfrieren. Wenn sie sich durch ein Balkongitter zwängen, werden sie am Boden zerschellen. Natürliche Feinde der Schildkröten sind: Raben- und Greifvögel, Marder, Iltis, Hunde, Ratten sowie Mäuse. Landschildkröten können ertrinken, wenn die Wassertiefe grösser als die Hälfte ihrer Panzerhöhe beträgt.


Wer auf diese Punkte achtet, kann Landschildkröten getrost je nach Möglichkeit und Phantasie unterbringen.